Warnhinweise auf Ärztebewertungsportalen: Was Sie als Arzt wissen müssen

Die Bedeutung von Online-Bewertungen für Ärzte hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Patienten orientieren sich immer häufiger an Bewertungen im Internet, um einen passenden Arzt zu finden. Umso wichtiger ist es für Ärzte, das eigene Profil auf Bewertungsportalen im Blick zu behalten. Aktuell sorgt ein Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Frankfurt am Main für Aufsehen, das für Ärzte von besonderer Relevanz ist.

Hintergrund des Urteils

Am 19. November 2020 entschied das OLG Frankfurt am Main (Az. 16 W 37/20), dass ein Ärztebewertungsportal berechtigt ist, bei einem begründeten Verdacht auf manipulierte oder gekaufte Bewertungen einen Warnhinweis auf dem Profil eines Arztes zu platzieren. In dem konkreten Fall hatte ein Arzt gegen das Portal geklagt, weil dieses einen solchen Warnhinweis auf seinem Profil veröffentlicht hatte. Der Arzt bestritt jegliche Verantwortlichkeit für die angeblich gefälschten Bewertungen.

Rechtmäßigkeit von Warnhinweisen bei Verdacht auf gefälschte Bewertungen

Das Gericht stellte fest, dass das Interesse des Bewertungsportals an der Aufrechterhaltung der Authentizität und Glaubwürdigkeit der Bewertungen das Persönlichkeitsrecht des Arztes überwiegt. Unter bestimmten Voraussetzungen dürfen Portale daher Warnhinweise platzieren:

  • Begründeter Verdacht: Es muss ein Mindestbestand an Tatsachen vorliegen, der den Verdacht rechtfertigt, dass manipulierte Bewertungen auf dem Profil vorhanden sind.
  • Ausgewogene Darstellung: Der Warnhinweis darf den Arzt nicht vorverurteilen und muss deutlich machen, dass es sich um einen Verdacht handelt.
  • Anhörung des Arztes: Vor Veröffentlichung des Warnhinweises muss der Arzt die Möglichkeit zur Stellungnahme erhalten.
  • Öffentliches Interesse: Es besteht ein berechtigtes Interesse der Öffentlichkeit an transparenten und authentischen Bewertungen.

Das Portal hatte den Arzt im Vorfeld über die Auffälligkeiten informiert und um eine Stellungnahme gebeten. Da die Angelegenheit nicht aufgeklärt werden konnte, wurde der Warnhinweis veröffentlicht, der Nutzer darüber informiert, dass es Zweifel an der Authentizität einiger Bewertungen gibt.

Auswirkungen für Ärzte

Für Ärzte bedeutet dieses Urteil, dass Bewertungsportale unter bestimmten Bedingungen Warnhinweise auf ihren Profilen platzieren dürfen, selbst wenn sie persönlich nicht für die manipulativen Aktivitäten verantwortlich sind. Dies kann erhebliche Auswirkungen haben:

  • Reputationsverlust: Ein Warnhinweis kann das Vertrauen potenzieller Patienten beeinträchtigen und zu einem Verlust an Patientenzulauf führen.
  • Wirtschaftliche Konsequenzen: Weniger Patienten bedeuten auch finanzielle Einbußen für die Praxis.
  • Image-Schaden: Der Ruf des Arztes kann nachhaltig beschädigt werden, auch wenn keine direkte Verantwortlichkeit besteht.

Handlungsempfehlungen

Um solchen Situationen vorzubeugen und angemessen reagieren zu können, sollten Ärzte folgende Punkte beachten:

  1. Regelmäßiges Monitoring des eigenen Profils
    • Aktivität verfolgen: Überprüfen Sie regelmäßig Ihr Profil auf Bewertungsportalen, um frühzeitig Auffälligkeiten zu erkennen.
    • Benachrichtigungen aktivieren: Nutzen Sie die Möglichkeiten der Portale, um bei neuen Bewertungen oder Änderungen benachrichtigt zu werden.
  2. Transparenter Umgang mit Bewertungen
    • Echte Patientenbewertungen fördern: Ermutigen Sie Ihre Patienten, authentische Bewertungen abzugeben.
    • Manipulation vermeiden: Verzichten Sie auf den Kauf von Bewertungen oder andere unlautere Methoden zur Bewertungsmanipulation.
  3. Professionelle Kommunikation mit dem Portal
    • Stellungnahme abgeben: Wenn das Portal Sie auf Auffälligkeiten hinweist, reagieren Sie zeitnah und kooperativ.
    • Aufklärung unterstützen: Helfen Sie dabei, mögliche Unstimmigkeiten aufzuklären, um Ihre Unschuld zu betonen.
  4. Rechtliche Beratung in Anspruch nehmen
    • Expertenrat holen: Bei rechtlichen Fragen oder Unsicherheiten kann es hilfreich sein, juristischen Rat einzuholen.
    • Strategie entwickeln: Gemeinsam mit einem Rechtsbeistand können Sie Maßnahmen erarbeiten, um mögliche Reputationsschäden zu minimieren.

Fazit

Das Urteil des OLG Frankfurt am Main verdeutlicht die Relevanz eines aktiven und verantwortungsbewussten Umgangs mit Online-Bewertungen. Ärzte sollten sich der Bedeutung ihres Profils auf Bewertungsportalen bewusst sein und mögliche Risiken nicht unterschätzen. Durch proaktives Handeln und transparente Kommunikation können negative Auswirkungen vermieden oder zumindest reduziert werden.
Bei Fragen rund um das Thema Bewertungsportale und dem Umgang mit Warnhinweisen stehen wir Ihnen gerne unterstützend zur Seite. Zögern Sie nicht, Kontakt aufzunehmen, um gemeinsam Lösungen zu finden.